Die Verbindungen zwischen Kunst und Unternehmen sind nicht neu. Gerade die Reichen und Mächtigen der Wirtschaftswelt haben sich schon immer gerne gewinnbringend mit repräsentativer Kunst umgeben und geschmückt. Die zunehmende Akzeptanz der eigenen gesellschaftlichen Verantwortung als Unternehmen und neben der Corporate Cultural Responsibility auch Fragen in Bezug auf eine zeitgemäße Corporate Identity haben jedoch in Laufe der vergangenen Jahrzehnte in der Verbindung zur Kunst ganz neue Akzente gesetzt. (Foto: Harald Pompl, Rauminstallation, PIER Westhafen, Frankfurt am Main, SEB Asset Management | Kunstagentur Cornelia Saalfrank)
Moderne Kunst bietet viele Möglichkeiten
Die Integration von moderner, zeitgenössischer Kunst wird zunehmend als Weg begriffen, die Identität und Attraktivität eines Unternehmens gezielt zu stärken. Kunst hilft, Mitarbeiter oder Kunden langfristig zu binden, neue Horizonte zu erschließen oder auch der Corporate Communication nach innen wie nach außen neue Impulse zu verschaffen.
Das zur Verfügung gestellte Budget spielt dabei gar keine so entscheidende Rolle. Ein nachhaltiger und positiv stimulierender Input lässt sich erreichen, egal ob an entscheidender Stelle ein einzelnes Kunstwerk installiert wird, oder ob langfristig eine ganze Unternehmenssammlung aufgebaut wird.
Entscheidend für den Erfolg sind Kreativität und der Mut, sich auch auf ganz neue und ungewöhnliche Herausforderungen einzulassen.
Das gilt natürlich auch für die Künstlerseite. Denn immer häufiger erwerben Unternehmen nicht nur bereits vorhandene Arbeiten aus dem Atelier, sondern loben Wettbewerbe aus und vergeben Auftragsarbeiten. Das schätzen auch viele Künstler als Chance, sich ganz gezielt mit einem Unternehmen, sowie mit dem konkreten Raum und den jeweiligen Gegebenheiten vor Ort auseinanderzusetzen. Mit inspirierenden und oft überraschenden Ergebnissen.
Lust auf Kunst im Unternehmen, aber wie geht man das am besten an?
Ratsam ist es auf jeden Fall, sich externen Rat vom Kunstexperten zu holen. Am besten von Spezialisten, die langjährige Erfahrung und viel Fingerspitzengefühl in Bezug auf die Vermittlung von Kunst in Unternehmen haben. So lassen sich vorhandene Wünsche und Bedürfnisse genau analysieren und tragfähige, passgenaue Kunstkonzepte mit einem aussagekräftigen roten Faden für alle Beteiligten entwickeln. Auf Kunst- wie auf Unternehmensseite sollen schließlich die Richtigen zu einander finden.
Moderne Kunst im Unternehmen kann viele Gesichter haben, quer durch die verschiedenen Stile und Genres, von traditionellen Gattungen wie Malerei oder Skulptur, über Fotografie und Videokunst bis hin zu jüngeren Richtungen wie Installation, Cross-Over, Performance und digitaler Medienkunst. Und die Arbeiten noch junger Nachwuchskünstler können im Unternehmenskontext ebenso aufregend sein, wie die Werke etablierter internationaler Stars.

Gastautorin Cornelia Saalfrank auf der biennale di venezia
vor einer Installation des chinesischen Künstlers Ai Wei Wei
Fotograf: Philippe Jacq
Mit Kunst aus dem Vollen schöpfen
Insbesondere Auftragsarbeiten führen zu künstlerischen Ergebnissen, mit denen sich ein Unternehmen und seine Mitarbeiter in ganz besonderer Weise identifizieren können. Vor allem Künstler mit einem konzeptuellen Ansatz mischen dabei gerne auch im Unternehmensalltag mit.
Ein gutes Beispiel ist dafür ist ein temporäres Projekt von Hannah Hildebrand (*1978), einer Absolventin der Frankfurter Städelschule. Als junge Nachwuchskünstlerin entwickelte sie 2011 auf Vermittlung der Kunstagentur für das Foyer des kommunalen Energieversorgers ENTEGA in Darmstadt eine monumentale, 4 x 24 m große Wandarbeit mit dem Titel „Der perfekt nachhaltige Mensch“. In die Gestaltung floss Material aus Gesprächen ein, die sie mit zahlreichen Mitarbeitern aus allen Unternehmensbereichen über mehrere Wochen geführt hatte. Zur Eröffnung fand eine Vernissage mit Podiumsdiskussion zum Themenkomplex „Kunst und Nachhaltigkeit“ statt.
Ein anderes Beispiel ist das durch die Kunstagentur betreute Projekt „Solar Union“, das der bekannte Konzeptkünstler Jochem Hendricks (*1959) für die Frankfurter Union Investment realisierte. Am 23. Mai 2014 ließ er um exakt 12:00 MEZ an 7 Orten auf 7 Kontinenten rund um den Globus ein Foto der Sonne aufnehmen. Die Sonne symbolisiert nicht nur Standhaftigkeit, Ausdauer und Größe, sondern steht auch für Vitalität und Lebensfreude und vertritt somit viele Aspekte der unternehmerischen Arbeit mit Hinblick auf die lange Tradition des Risikomanagements und der Wertsicherung der Union Investment AG. Der Kontinent Europa wurde dabei von einer Mitarbeiterin der Union Investment vertreten, die anderen Fotografen stammten aus dem Netzwerk des Künstlers. Die Bilder wurden anschließend von ihm digital bearbeitet, gerastert und mithilfe von Bohrungen als simultanes, weltumspannendes Gesamtpanorama in die Akustikwand des großen Konferenzsaales im Main Porta Tower integriert. Dazu wurden ein kleiner Katalog und eine begleitende Broschüre aufgelegt.
Kunst kann mehr als nur den Raum schmücken
Vom Ankauf aus dem Atelier, über die Organisation temporärer Kunstaktionen bis hin zur gezielten Vergabe von Auftragsarbeiten gibt es unterschiedliche Wege, wie die Kunst ins Unternehmen kommt. Ist sie schließlich da, kann sie weit mehr leisten, als nur ein schmückendes Element im Raum zu sein.
Den Unternehmen bieten sich zahlreiche Möglichkeiten an, kommunikativ und identifikationsstiftend mit diesem kreativen Potential zu arbeiten. Dazu zählen beispielweise Publikationen wie Broschüren, Kunstkataloge oder Websites, Veranstaltungen wie Vernissagen, Atelierbesuche, Künstlergespräche, Diskussionsrunden oder auch ein regelmäßiges Angebot an Kunstführungen für Mitarbeiter oder Gäste. Heute sind viele Formen denkbar, um spielerisch oder gezielt an die Herausforderungen moderner Kunst heranzuführen und um über sie in einen vertieften Austausch und das bereichernde Gespräch zu kommen.
Daneben ist das Interesse von innovativen Künstlern gewachsen, tiefer und unmittelbarer in unternehmerische Prozesse einzutauchen und direkt mit Mitarbeitern und Führungskräften zu arbeiten. So kann Kunst erfolgreich als treibende Kraft zur Unternehmensentwicklung eingesetzt werden.
Eine bemerkenswerte Referenz dafür ist „Dienstbesprechung“, ein durch Katalog und Film dokumentiertes Projekt des Berliner Konzept- und Aktionskünstlers Christian Jankowski (*1968). Auf seine Initiative hin tauschten 2008 alle Angestellten des Kunstmuseums Stuttgart untereinander und für eine bestimmte Zeit ihre Aufgaben und Arbeitsplätze, vom Wachmann bis zur Direktorin.
Die Gastautorin: Cornelia Saalfrank

Cornelia Saalfrank auf der Manifesta in Zürich
Fotograf: Philippe Jacq
Selbstständige Kunstvermittlerin und Beraterin mit eigener Agentur in Wiesbaden
Sammlungsaufbau, Inventarisierung und Bewertung für Unternehmen
Kunstbeauftragte a.D. im Kuratorium der Union-Investment-Stiftung in Frankfurt am Main
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Website der Kunstagentur Cornelia Saalfrank