Fragen Sie sich – wie viele Selbstständige und Unternehmer:innen: Soll ich meine Leser:innen und Kund:innen Siezen oder Duzen? Was passt für mich und mein Business? Und vor allem: Welche Anrede kommt bei meinen Leser:innen und Kund:innen gut an? – Dann lesen Sie gerne weiter!

(Sie fragen sich auch, was eine blaue Hyazinthe mit der persönlichen Anrede zu tun hat? – Dazu kommen wir ganz zum Schluß!) (Foto: Pixabay / Frauke Riether)

Inspiriert von Social Media:
Das “persönliche” Duzen

Starten wir zunächst sehr persönlich mit dem “Du”: Wer auf Instagram, Facebook, TikTok, Twitter & Co. sehr aktiv ist, gewöhnt sich schnell an das unkonventionelle Duzen und die Leichtigkeit des Kontakteknüpfens. Duzen gehört dort mehr oder weniger “zum guten Ton”. (Was vielleicht auch daran liegt, dass die Social-Media-Kanäle zum Großteil aus dem englischsprachigen Raum kommen und “you” verwenden. Was für uns Deutschsprachige wie ein “privates Du” klingt. Dabei bedeutet “you” sowohl das höfliche “Sie” als auch das privatere “Du”. Aber nun gut.)

Was ist mit der Website und dem Blog?

Findet ein Großteil der Besucher:innen via Social-Media-Kanäle auf die eigene Website, dann wirkt es stimmig, wenn auch der Blog einen mit einem freundlichen “Du” empfängt. Vor allem passt das Duzen gut, wenn Sie Themen behandeln wie zum Beispiel

  • Persönliches Coaching – insbesondere bei “privaten” Themen
  • Begleitung bei der Persönlichkeitsentwicklung
  • Gesundheitsthemen – etwa Fitnesstraining, Yoga-Kurse, etc.
  • Freizeit-Themen wie Mode, Home Einrichtung, etc.
  • Technik- und Internet-Themen wie WordPress, Online-Marketing, Social Media etc.

Sprechen Sie Privatpersonen und Verbraucher:innen an oder arbeiten Sie zum Beispiel in der Medien- oder Online-Branche – dann dürften Sie mit einem “Du” häufig richtig liegen. (Wenn Sie Ihre Zielgruppe mit Ihren Texten erreichen wollen -> Hier erfahren Sie, wie Sie ansprechende Texte schreiben.)

Warum Duzen so gut ankommt

Das Duzen macht es den Leser:innen einfach viel leichter, sich in Beschreibungen wiederzufinden und vertraut zu fühlen.

Es vermittelt indirekt:

“Du bist gemeinsam mit mir unterwegs.
Ich begleite Dich und teile mein Wissen mit Dir.
Wir treffen uns dabei auf Augenhöhe und ich möchte,
dass Du Dich direkt bei mir wohl und gut aufgehoben fühlst.”

Mit dem Duzen geben wir einen Vertrauensvorschuss und freuen uns, wenn unsere Leser:innen uns dann ihrerseits entgegen kommen. Und zum Beispiel interessiert und freundlich antworten, kommentieren, Kontakt aufnehmen und mit uns zusammenarbeiten möchten.

Schließlich Duzen wir im deutschsprachigen Raum nur Freunde, Familie und gute Bekannte und zum Teil Kolleg:innen – je nach dem, in welchem Arbeitsumfeld wir sind. Vor allem aber Menschen, die wir mögen und mit denen wir gerne zusammen sind und Zeit verbringen.

Und das bedeutet in diesem Fall: Natürlich möchten wir in unserem Business mit Wunschkunden zusammenarbeiten! Wir möchten diese Menschen im Idealfall mögen und wollen, dass diese uns auch sympathisch finden.

Im Prinzip wünschen wir uns beim Duzen “still und leise”: Leicht und schnell Vorhaben umsetzen, sich gut verstehen, aufeinander eingehen und bei Problemen diese schnell gemeinsam aus der Welt schaffen können.

Also passt das “Duzen” doch prima!

….Oder doch nicht?

kleine und größere Nachteile des Duzens

Wie gerade erläutert, entsteht mit einem “Du” im Idealfall direkt eine persönliche Nähe. Zum Vorteil für alle Beteiligten. An sich ist das natürlich prima. Allerdings: Nicht immer ist diese Nähe passend oder erwünscht.

 

Sichtbar werdende Unterschiede
von Persönlichkeiten, Interessen und Möglichkeiten

Zu schnelle Nähe kann zum Beispiel zum Problem werden, wenn sich herausstellt, dass sich beide Seiten nach längerem Zusammenarbeiten dann doch nicht wirklich gut verstehen.

Auch Rückzüge oder Grenzen ziehen können schnell als persönliche Ablehnung wirken. Auch wenn das vielleicht gar nicht so gemeint ist:

  • Etwa wenn sich ein Stammkunde oder Key Account Kunde vom Newsletter abmeldet, mit dem ein häufiger persönlicher Austausch besteht. Dabei erhält dieser vielleicht einfach schon alle für ihn wichtigen Informationen im direkten Kontakt und möchte nur sein Postfach ein klein wenig leerer sehen.
  • Vielleicht müssen in Preisverhandlungen Grenzen eingehalten werden, weil es eben keinen Spielraum für Rabatte, Skonti oder Ähnliches gibt. Was sich dann auf “Du-Ebene” nicht so leicht kommunizieren lässt, ohne dass die andere Seite es persönlich nimmt.

 

Hmm… Kenne ich Sie?!

Auch bei der direkten Ansprache von ganz neuen Business-Kontakten kann ein Duzen ziemlich “daneben” gehen.

Abhängig davon wie der übrige Text formuliert ist, kann ein “Du” als aufdringlich, zu lässig oder “unangenehm nah” wirken. Und auf diese Weise neue Menschen verprellen, die normalerweise interessiert wären.

Ein Praxisbeispiel?

In den letzten Monaten erhielt ich im Business-Netzwerk LinkedIn häufiger Direkt-Ansprachen vom Typ: “Hey Petra, hast Du noch Kapazitäten für Neukunden?” – Allerdings: Diese Menschen waren mir völlig unbekannt. Ich hatte noch nie im Leben vorher von ihnen gehört, jemals irgendwo irgendetwas von Ihnen gesehen oder gelesen.

Ihr Ziel: Offensichtlich wollten sie mir ihre Dienstleistungen zur Neukunden-Gewinnung anbieten.

Keine Frage – ich verstehe natürlich ihre Absicht. Und höchstwahrscheinlich sind es nette Menschen. Aber ich weiß schon durch diese Anrede: Das passt für mich nicht! Es ist nicht mein Stil, wie ich mit meinen (Neu-)Kund:innen umgehe. Ergo: Das wird nichts.

Ganz abgesehen davon waren dies wichtige Erfahrungen, denn sie zeigten mir ganz deutlich: Schon die Anrede kann dazu führen, dass Menschen den Impuls haben, sich zurückzuziehen. Hmm… alles klar! Also am Besten vorher noch genauer hinschauen, wen man ansprechen möchte und ob die jeweilige Ansprache zu diesen Menschen passt!

Ist Siezen nicht zu distanziert?

Was ist nun mit dem höflichen Siezen? Klingt das nicht zu business-like, zu distanziert?

Ob Online-Händler Otto, Outdoor-Ausrüster Globetrotter, die Sportmarke Adidas oder seit letztem Jahr das Business-Netzwerk Xing bzw. die dahinter stehende New Work SE: Alle Duzen mittlerweile ihre Kund:innen.

Also lieber das “Sie” ausrangieren?

Wie Sie merken, spreche ich Sie, liebe Leser:innen, auf meiner Website gerne mit “Sie” an – ebenso wie zum Beispiel auf meiner Facebook-Fanpage. Ich mag damit wohl gegen den Strom schwimmen, aber ich werde bei dieser Variante bleiben.

Aus folgendem Grund:

Das Siezen mag vielleicht für einige distanziert klingen. Aber Distanz bedeutet auch: Freiheit!

Eine Distanz ist ein Abstand zwischen zwei Punkten. Oder hier in diesem Fall: zwischen zwei Menschen.

Somit gibt es um die Personen herum und zwischen Ihnen Raum.

Mit diesem Raum kann jede:r für sich entscheiden, ob er/sie/they sich an den anderen annähern möchte.

Beide können ebenso entscheiden, wie schnell das vonstatten gehen kann.

So entstehen zwei Wahlmöglichkeiten:

  1. Passt es nicht, bleiben sie einfach auf einer sachlichen Ebene und beim Siezen. Ist ja auch nicht weiter schlimm, wenn zwei nicht “ziemlich beste Freunde” werden.
  2. Fühlen sich beide miteinander wohl, können sie sich das “Du” anbieten und so entspannt näher kommen.

Je nachdem, wie sich eine Person verhält, kann der Wechsel in der Anrede auch eine besondere Veränderung im Kontakt markieren:

Und dann gibt es Menschen,
bei denen das Angebot des Duzens
wie eine kleine Auszeichnung wirkt
– gerade, wenn es bedacht und seltener vorkommt.

Siezen oder Duzen? Was ist denn nun das Richtige?

Grundsätzlich gelten nach wie vor folgende Regeln im allgemeinen Umgang:

  • Ältere bieten Jüngeren das Du an
  • Frauen bieten Männern das Du an

Das “Sie” ist zu förmlich, das “Du” noch zu locker? Vielleicht möchten Sie eine Zwischenlösung verwenden: Beim sogenannten “Hamburger Sie” sprechen Sie die Person mit “Sie” und dem Vornamen an.

Etwas Förmlichkeit kann besser sein

Ebenso wichtig zu bedenken: Ungefragt zu Duzen wird insbesondere im beruflichen Umfeld als unhöflich wahrgenommen.

Wenn Unternehmen mit sensiblen persönlichen Daten arbeiten – etwa Banken, Finanzdienstleister, Versicherungen, Krankenkassen, etc. – ist ein Siezen sicher die bessere Wahl.

Sinnvoll: Corporate Communication Richtlinien und Social Media Guidelines

Egal wie man dazu steht: Wenn es um das Siezen oder Duzen im Arbeitsumfeld angeht, sollte es in jedem Fall klare Kommunikationsregeln für Mitarbeiter:innen und beauftragte Dienstleister:innen geben. Dies gibt intern Orientierung und vermittelt gleichzeitig einen einheitlichen Auftritt nach außen.

Sie sind sich nicht sicher? – Fragen und Testen Sie!

Und wenn es Unsicherheiten gibt: Fragen Sie Ihre Kund:innen! Sie können eine Umfrage durchführen (lassen) oder eine Testphase starten.

Vor einiger Zeit informierte zum Beispiel die Deutsche Bahn AG auf ihrem Twitter-Account Deutsche Bahn Personenverkehr (@DB_Bahn), dass sie eine dreimonatige Testphase durchführen und ihre Accountbesucher:innen Duzen würde. Eine der ersten Reaktionen, die ich damals sah, lautete sinngemäß: “Wenn die Bahn nicht pünktlich kommt, darf sie mich auch nicht Duzen!” Bei anderen kam die neue Art der Kommunikation gut an. Nach der Testphase war klar: Das “Du” bleibt und das Twitter-Team der DB verwendet es seitdem als alltägliche Anrede.

Die Form der Anrede nicht der wirkliche Kern des Themas

Egal welche gewählt wird: Letztlich gibt es zwei Aspekte, die für alle Beteiligten viel wesentlicher sind:

1. Was wirklich zählt, ist, wie wir miteinander umgehen

  • Sind wir höflich zueinander?
  • Respektieren wir den anderen Menschen und dessen Persönlichkeit?
  • Sind wir aufrichtig in dem, was wir kommunizieren und wie wir miteinander umgehen?
  • Pflegen wir Achtsamkeit?
  • Was mehren wir mit unseren Aktivitäten, Worten und Texten? Worauf konzentrieren wir uns?

2. wichtig sind unsere Intentionen und die Art der Kommunikation:

  • Wir können Siezen und einen Menschen tief im Inneren berühren, wenn uns der andere Mensch wirklich wichtig ist und dieser es zulässt.
  • Wir können Duzen und einen Menschen verletzen, weil wir ihm zu Nahe getreten sind.

Entscheidend ist letztlich nicht die Anrede, sondern unsere Intentionen und unser Verhalten, unser Handeln.

Wie Sie sehen, habe ich mich für das “Sie” entschieden – weil ich Ihnen und mir den Freiraum geben möchte, sich so zu begegnen, wie es für uns beide angenehm ist.

Unabhängig welche Anrede ich auch verwende: Ich wünsche mir eine freundliche, respektvolle und wohlwollende Kommunikation mit einer Prise “leben und leben lassen”. Wo auch immer auf diesem Erdball. Welche Menschen auch immer miteinander in Kontakt kommen. Unabhängig von Alter, Geschlecht, Hautfarbe, Orientierung, Kultur, Interessen und welche Unterschiede es sonst noch so zwischen uns Menschen geben mag. Ich glaube daran, dass wir letztlich im Kern alle viel mehr gemeinsam haben, als wir uns im Alltag gegenseitig zeigen.

Ich freue mich, wenn ich Sie mit meinem Engagement inspiriere und Sie sich wohl fühlen – ob im virtuellen Raum oder im persönlichen Gespräch.

Und das mit dem “Sie” oder “Du” entscheiden wir im passenden Moment einfach individuell im persönlichen Kontakt. Möchten Sie?

In jedem Fall wünscht Ihnen eine gute und erfolgreiche Zeit

Ihre

Petra von Schenck

P.S.: warum nun eine blaue Hyazinthe als Titelfoto?

Blaue Hyazinthen stehen für Aufrichtigkeit, Frieden und Schönheit. In der Vergangenheit wurde sie häufig auch mit Macht und Stolz in Verbindung gebracht. Falls Sie eine blaue Hyazinthe geschenkt bekommen, vermittelt der schenkende Mensch Ihnen damit seine Zuneigung.

Und um eine aufrichtige, friedliche Kommunikation und angemessene Zuneigung ging es letztlich auch in diesem Text.

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